Connection e.V. erhielt Förderpreis der Martin-Niemöller-Stiftung

Bericht von der Preisverleihung

von Franz Nadler

(08.12.2009) Martin Niemöller, 1892 geboren, wurde von seinen Eltern (Vater: Pfarrer) christlich, sozial und deutschnational erzogen. Nach dem Abitur ging er zur kaiserlichen Marine und kam 1915 als Freiwilliger zur U-Boot-Flotte. Fast hätte er dabei seinen späteren Freund Albert Schweitzer im Hafen von Dakar ins Jenseits befördert. Auch nach dem I. Weltkrieg war er noch voll auf der Seite der Reaktion, z.B. als Freikorps-Kommandant im Kampf gegen die aufständischen Ruhrarbeiter.

Übergabe des FörderpreisesNach dem Theologiestudium wird er Pfarrer in Berlin-Dahlem, wo er erstmals aus seiner vorgezeichneten Karriere ausbricht, als er gegen die Einführung des „Arier-Paragraphen“ ins evangelische Kirchenrecht protestiert. Er gründet den „Pfarrernotbund“, aus dem später die Bekennende Kirche hervorging. Niemöller widerspricht Hitler, der den Kirchen eine Verantwortung für weltliche Angelegenheiten abspricht. Eine Woche später erhält er Predigtverbot, über das er sich hinwegsetzt und wird 1937 verhaftet. Nach seinem Freispruch erklärt Hitler Niemöller zu seinem persönlichen Gefangenen und er muss die Zeit bis 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen verbringen. Niemöller wird 1947 Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, später engagiert er sich auch im Weltfriedensrat und in der Deutschen Friedensgesellschaft. Trotz enormer, auch innerkirchlicher Widerstände engagiert er sich unermüdlich für Verständigung mit Osteuropa, gegen die Wiederaufrüstung, gegen Atombomben, den Militärseelsorgevertrag ... Niemöller: „Dass ich meine Überzeugung in meinem Leben geändert habe, ich glaube nicht aus Charakterlosigkeit, sondern weil ich dazugelernt habe -, dessen schäme ich mich nicht.“

Das „Soldatenhandwerk“, Krieg zu führen, andere zu ermorden, ist dem Menschen nicht gegeben. Er wird dazu mit Indoktrination, Drill, Hierarchie usw. gebracht. Aber trotz rigidester Maßnahmen brechen gerade auch im Krieg immer wieder Soldaten mit ihrer „Pflicht“ bzw. sehen sie gerade darin, sich diesem Verbrechen zu entziehen, durch Kriegsdienstverweigerung bis hin zur Desertion. Sie emanzipieren sich von der Unterordnung und fordern ein Leben als freie Menschen, eine Beendigung der Kriege, die sie mit ihrer Handlung anprangern, und sprechen sich nach Möglichkeit auch öffentlich dagegen aus. Wenn KriegsdienstverweigerInnen dann zum Beispiel in Deutschland Schutz suchen, haben sie eine Adresse, an die sie sich wenden können: Connection e.V. in Offenbach.

Dieser Verein bietet seit 1993 Beratung an, unterstützt die Selbstorganisation und macht Öffentlichkeitsarbeit. Auch wenn Kriegsdienstverweigerung noch immer kein Asylgrund ist, ist es Connection vielfach gelungen eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. Die Ehrung dieser Arbeit ist deshalb sicherlich auch im Sinne des Namensgebers der Stiftung.

Die Preisverleihung fand am 4. Dezember in Frankfurt/M. statt. Die Räume platzten ob der gut 100 Gäste aus allen Nähten. Es gab Musik von Komponisten, „die alle Kriegsgegner sind – jeden falls nehmen wir das an“, so die Pianistin Gabriele Scholz. Prof. Dr. Martin Stöhr, Vorsitzender der Martin-Niemöller-Stiftung, führte durch das Programm und wies u.a. auch auf seine eigene Unterstützung von Vietnamkriegsdeserteuren hin. Propst Michael Karg hob in seinem Grußwort für die Ev. Kirche Hessen und Nassau hervor, dass es schon früh Verweigerer gegeben hat, wie den uns als Mantelteiler Martin bekannten Bischof. Nach einem Film über die vielfältige Arbeit von Connection e.V. gab es eine Talkrunde mit Ulrike Holler (Hessischer Rundfunk), die Bisrat Habtemicall aus Eritrea vor allem zur Situation von Frauen im Militär und im Krieg, Zeynettin Er (Türkei) zu seiner Gegnerschaft des Krieges in Kurdistan und zum Asylverfahren und André Shepherd zu seinen Erfahrungen als US-Soldat im Irakkrieg befragte. Die Laudatio hielt Bernd Mesovic von Pro Asyl, der aus vielen Jahren der Zusammenarbeit die Qualität der Arbeit von Connection e.V. vor allem in rechtlicher und historischer Sicht herausstellte. Der Dank für den Preis wurde von vier der neun Aktiven von Connection e.V. vorgetragen, indem sie ihre Motivation, sich zu engagieren und einzelne Aspekte der Arbeit hervorhoben, wie z.B. die Unterstützung von Kriegsdienstverweigerungs- und Anti-Kriegsgruppen. Connection e.V. ist nicht nur der Geschäftsführer Rudi Friedrich, sondern wirklich eine Gruppe, an der alle nach ihren Fähigkeiten mitarbeiten. Mit äthiopischem Essen, Getränken und langen Gesprächen klang ein Fest aus, wobei alle, die nicht dabei gewesen sind, wirklich etwas versäumt haben.

Franz Nadler: Connection e.V. erhielt Förderpreis der Martin-Niemöller-Stiftung. Bericht von der Preisverleihung. 8. Dezember 2009

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