Aus der Arbeit von Connection e.V.

September und Oktober 2005

von Franz Nadler und Rudi Friedrich

Aktionstag für Mehmet Tarhan

Nach dem Urteil gegen den türkischen Kriegsdienstverweigerer Mehmet Tarhan, bei dem er zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, sind einige Initiativen ergriffen worden. So gibt es neuerliche Protestschreiben von Abgeordneten des Europäischen Parlamentes. Die War Resisters’ International hat seinen Fall der Arbeitsgruppe für willkürliche Haft bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen unterbreitet. In der Türkei gab es vor einigen Wochen eine Aktion, bei der vier weitere AntimilitaristInnen ihre Kriegsdienstverweigerung erklärt haben - und dreißig der anderen Verweigerer öffentlich ihre Solidarität mit Mehmet Tarhan bekundeten. Inzwischen berichten auch türkische Zeitungen über seinen Fall, unter anderem auch das türkische Boulevardblatt Hürriyet. Das zeigt an, dass sein Fall doch größere Wellen schlägt und für Verbreitung der Idee der Kriegsdienstverweigerung sorgt.

Anfang Oktober wurde Mehmet Tarhan erneut im Gefängnis misshandelt. Er trat darauf hin in Hungerstreik. Wir rufen daher zu Protestschreiben an türkische Behörden auf . Gemeinsam mit der Initiative der kurdisch/türkischen KriegsgegnerInnen und der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen haben wir zudem einen Aufruf für einen internationalen Aktionstag für Mehmet Tarhan gestartet - zum Tag der Menschenrechte. In verschiedenen Städten wird es Mahnwachen, Demonstrationen und Aktionen vor türkischen Konsulaten geben. Wir hoffen auf weitere Beteiligung.

Jugendnetzwerk gegen Krieg in Kolumbien

Nach einigen Jahren hatten wir wieder einmal Besuch aus Kolumbien, von Aktiven von Red Juvenil (Jugendnetzwerk) aus Medellín. Das Sonderprogramm Kolumbien von "Brot für die Welt" hatte sie nach Deutschland eingeladen und eine Rundreise organisiert. Wir nutzten die Gelegenheit für eine Veranstaltung, bei der sie über ihre Aktivitäten berichteten.

Leider war es in der Vergangenheit nicht möglich, aus solchen Besuchen und Kontakten heraus einen regelmäßigen Austausch zu entwickeln. Wir hoffen, dass es dieses Mal klappt. Das scheint umso wichtiger, da uns nun auch Nachrichten erreichten, dass Kriegsdienstverweigerer in Kolumbien ins Militär einberufen wurden und internationale Unterstützung notwendig ist.

Eritreische DeserteurInnen brauchen Asyl

Die Eritreische Antimilitaristische Initiative (EAI) hatte für ihren Aufruf "Kriegsdienstverweiger/innen aus Eritrea brauchen Asyl" mehr als Tausend Unterschriften gesammelt. Zum Tag der Gefangenen für den Frieden, dem 1. Dezember, will die Initiative die Unterschriften dem Innenministerium in Berlin übergeben. Zudem hat die War Resisters’ International die Lage der Kriegsdienstverweigerer in Eritrea zum Schwerpunkt für den Tag der Gefangenen für den Frieden gemacht. Wir planen nun gemeinsam eine Pressekonferenz in Berlin, an der sich weitere Organisationen beteiligen werden.

Verschiedentlich hatte die EAI in den letzten Monaten Veranstaltungen durchgeführt, so vor wenigen Wochen auch in Offenbach. Neben einer Einführung in die Situation in Eritrea und die Aktivitäten der Initiative hat hier insbesondere der persönliche Bericht von Rusom Tekle beeindruckt. In den Kämpfen für die Unabhängigkeit Eritreas war schon sein Vater gestorben. Die damalige Guerilla, die heute an der Macht ist, brachte wenig später auch noch andere ihm nahestehende Personen im Ort um. Da war für ihn klar, dass er nicht bereit ist, für diese Regierung in den Krieg zu ziehen.

Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung 2006

Wir hatten im Jahre 2004 sehr gute Erfahrungen mit einer Aktion zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, dem 15. Mai, gemacht. Damals fand eine Veranstaltung und eine Demonstration zum Thema "Kriegsdienstverweigerer brauchen Asyl" in Münster/W. statt. Nun planen wir einen Aktionstag für 2006.

Als inhaltlichen Schwerpunkt für den 15. Mai 2006 entschied sich die War Resisters’ International für die USA und die Situation der dortigen Verweigerer. Wir wollen ihn erweitern und insbesondere den Gruppen ausländischer Kriegsdienstverweigerer in Deutschland Gehör verschaffen, wie denen aus Angola, Eritrea, Türkei und USA. Aus diesen Ländern haben sich Initiativen hier zusammen geschlossen, die Beratung anbieten und öffentlich aktiv sind.

Dazu soll es am Samstag, den 13. Mai, an der Hauptwache in Frankfurt/M. eine bunte Kundgebung mit Ständen, Musik, einer Ausstellung und verschiedenen anderen Dingen mehr geben. Wir wollen schon jetzt herzlich dazu einladen.

aus Connection e.V. und AG "KDV im Krieg": Rundbrief »KDV im Krieg«, November 2005

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