US-Soldatin erklärt öffentlich ihre Kriegsdienstverweigerung

von Katherine Jashinski

(Februar 2006) Army Specialist1 Katherine Jashinski ist die erste Frau, die öffentlich ihren Widerstand gegen die Teilnahme am Irak-Krieg erklärt hat. Ihr vor 18 Monaten gestellter Antrag auf Kriegsdienstverweigerung ist abgelehnt worden, wogegen sie Widerspruch eingelegt hat. In der Zwischenzeit sollte sie die letzten Vorbereitungen für den Kriegseinsatz durchlaufen. Sie weigert sich, die entsprechenden Befehle auszuführen. Die nachfolgende Erklärung hat sie am Morgen des 17. November 2005 vor der Kaserne Fort Benning in Georgia verlesen. (StormWarning)

"Mein Name ist Katherine Jashinski. Ich bin Specialist in der Nationalgarde der Armee in Texas. Ich wurde geboren in Wilwaukee, Wisconsin, und bin 22 Jahre alt. Als ich die Oberschule abgeschlossen hatte, zog ich nach Austin, Texas, um an das College zu gehen. Als ich 19 war, verpflichtete ich mich bei der Garde als Köchin, weil ich das militärische Leben erleben wollte. Als ich mich verpflichtete, war ich zwar der Ansicht, dass Töten unmoralisch ist, dachte aber auch, dass Krieg ein unvermeidlicher Teil des Lebens ist, eine Ausnahme von der Regel.

Nachdem ich mich verpflichtet hatte, begann ich langsam erwachsen zu werden. Wie viele Jugendliche, die ihr Elternhaus zum ersten Mal verlassen, ging ich durch eine Zeit des Reifens und der Suche nach dem Sinn des Lebens. Ich begegnete vielen neuen Leuten und Ideen, die meinen engen Erfahrungshorizont erweitert haben. Nachdem ich Aufsätze von Bertrand Russell gelesen hatte, in den Südpazifik gereist war und mit Leuten überall auf der Welt gesprochen hatte, änderten sich meine Auffassungen zur Menschheit und ihrer Beziehung zum Krieg. Ich begann die Welt in größeren Zusammenhängen zu sehen und überdachte alles, was mir in meiner Kindheit über Krieg erzählt wurde. Dabei kam ich zu der Überzeugung, dass es falsch ist, jemandem das Leben zu nehmen. Krieg ist keine Ausnahme davon. So wurde ich mir klar, wer ich bin und für was ich stehe.

Was ich in dieser Welt am meisten verehre, ist das Leben. Ich will niemals einer anderen Person das Leben nehmen. So wie andere an Gott glauben, glaube ich an Menschlichkeit.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen alle Konflikte durch friedliche Diplomatie und ohne die Anwendung von Gewalt lösen können. Gewalt erzeugt nur noch mehr Gewalt.

Weil ich fest von der Gewaltfreiheit überzeugt bin, kann ich keine Aufgabe in der Armee mehr ausführen. Jede Person, die einen Job in der Armee erledigt, trägt in irgendeiner Weise zur Planung, Vorbereitung und Durchführung von Krieg bei.

Ich habe vor über 18 Monaten meinen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung gestellt und bin bislang meinen eingegangenen Verpflichtungen in der Armee nachgekommen. Ich habe alles getan, was von mir verlangt worden ist. Letzten Sonntag habe ich aber in Fort Benning den Befehl erhalten, das Waffentraining abzuschließen, damit ich für den Krieg eingesetzt werden kann.

Damit ist für mich der Punkt gekommen, wo ich gezwungen bin, zu wählen: zwischen meiner rechtlichen Verpflichtung gegenüber der Armee und meinen tiefsten moralischen Werten. Ich möchte klarstellen: Es gibt für mich keinen Grund, meine Überzeugung zu verraten. Ich habe eine moralische Verpflichtung nicht nur mir selbst gegenüber, sondern auch gegenüber der Welt als Ganzes - und das ist wichtiger als irgendein Vertrag.

Ich kam zu meiner Überzeugung, indem ich mich intensiv mit mir selber auseinandergesetzt habe, durch Reflektion und Studium. Das hat mich zu der gemacht, die ich bin und für was ich stehe. Ich habe auch viel über die möglichen Auswirkungen meiner Entscheidung für mich und meine Familie nachgedacht: Gefängnis, die unvermeidliche gesellschaftliche Verachtung und Verspottung. Ich werde sehen, was kommt - ich bin absolut entschlossen.

Ich werde mein allgemeines Recht ausüben, keine Waffe annehmen und an keiner Vorbereitung für den Krieg teilnehmen. Mein Antrag auf Entlassung als Kriegsdienstverweigerin aus Gewissensgründen befindet sich nun im Widerspruchsverfahren, d.h. ich werde weiter Befehle befolgen, die nicht in Konflikt mit meinem Gewissen stehen, bis mein Status geklärt ist. Ich bin bereit, die Konsequenzen, die sich aus meinen Überzeugungen ergeben, zu tragen.

Was die Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen auszeichnet, ist der Wille, für die eigenen Werte auch Nachteile in Kauf zu nehmen. Wir tun dies nicht, weil es einfach ist oder populär, sondern weil wir nicht anders handeln können. Danke."

Fußnote

1. Army Spezialist/SPC = Rang der US-Armee für ZeitsoldatInnen, der zum Unteroffizierssold berechtigt

Katherine Jashinski. StormWarning/USA Nr. 51 - Winter 06. Übersetzung aus dem Englischen und Bearbeitung/Ergänzung: fn. Der Beitrag erschien im Rundbrief »KDV im Krieg«, März 2006.

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